Gegen 14.00 wurde der zweite Lockdown vom 1. November bis zum 30. November beschlossen. Das wird ein finsterer Monat!
Nach einer Stunde geht die hintere rechte Tür auf. Entschuldigen Sie bitte! Sie sind doch frei?! … Ein großes Glück das es Sie gibt. Mit Bus und Bahn traue ich mich nun doch nicht zu fahren. Mit Ihnen komme ich sicher zum Arzttermin. Die Fahrt dauert nicht lang. Die Wünsche kommen von Herzen. Gute Geschäfte und bleiben Sie gesund! …Sie ist geschätzt schon recht alt und bei den wenigen Kunden , die es noch gibt, kein Einzelfall.
Aus dem Behandlungszimmer dringt das klägliche Weinen eines Kindes. Dem Kind im Wartezimmer scheint es auch nicht besser zu gehen. Die zwei Beutel aus der Kinder-Arztpraxis können nicht sprechen. Sie enthalten Daten der kleinen Patienten und den medizinischen Befund, sowie je eine Blutprobe. Ist eigentlich auch egal was drin ist. Die zwei Beutel bedeuten, es ist OK. Du fährst jetzt zum Labor. Du kannst die Musik aufdrehen. Kurz auf der Autobahn beschleunigen. Du hast wohlmöglich zwei Kindern ein wenig geholfen.
Die zwei Männer wollen zur Deutschen Bank ein paar Geldgeschäfte erledigen und wieder zurück fahren. Im Taxi entledigen sie sich erstmal ihrer Masken. Mit diesen Dingern sei es sehr kompliziert. Es folgt eine Entschuldigung mit einer kurzen Erklärung…Der Arzt meines Kumpels hier hätte ihm gesagt, das er wegen diesem Corona zu Hause bleiben und die Wohnung nicht mehr verlassen solle….Ick meine, wo kämen wir denn dahin, wenn man nicht mehr seinen Geschäften nachgehen dürfe?! ….Ein langes Schnäuzen ins Taschentuch beendet das kurze Gespräch…
Die Schwere der Unerträglichkeit des Seins in Worten…
Der Besuch der alten Dame…
…lässt einen unvermittelt aus den Tiefen der SPON-Lektüre aufschrecken… Jounalisten berichten gerade aus verschiedenen Städten der Welt über ihre Eindrücke in Zeiten der Corona-Epidemie…überall herrscht nur noch Ausnahmezustand… Bedrohlich hämmert des metallische Ende eines Gehstockes gegen das Fenster der Beifahrertür. Die Hand, der Arm, welche zu dem zierlichen und gebrechlichen Körper gehören, vollziehen ruckartige Bewegungen. Tocktocktock… Mit einer feinen sehr klaren Stimme begehrt sie, gefahren zu werden. Tatsächlich will sie eine Strecke über 943m bis in die Wilmersdorfer höhe Rogacki zurück legen und besteht darauf, die selbst mitgebrachte Maske anzulegen. Die Aktion läuft vollkommen aus dem Ruder. Ihre Brille und die Hörgeräte hinter den Ohren vermengen sich zuammen mit dem Gummi der Maske zu einem unlösbaren Knäuel. Die Brille hängt diagonal zum Nasenbein und die Maske überdeckt akurat die linke Wange… Unerschütterlich meistert sie die Situation. Keine Sorge. Sie stecke niemanden an…und ja, vorne, sie sitzt immer vorne! Sie kann gar nicht hinten sitzen, wegen der Knieprothesen in beiden Beinen… Sie verstehe die ganze Aufregung um diesen Virus nicht. Das könne sie niemand ihr verbieten. Einmal am Tag müsse sie doch raus, sonst fällt ihr die Decke auf den Kopf…und schon wackelt sie nach dem Bezahlen von Rogacki über die Straße zum Einkaufen in den Penny-Markt, während über ihrer rechten Schulter das Hörgerät wie Ohrschmuck baumelt. Bestimmt wird sie auch dort an der Kasse mit dem Stock gegen den Virenschutz aus Plexiglas klopfen….
Das ist unwirklich heute. Ich bring jetzt noch ein paar Sachen zu meiner Mutter ins Krankenhaus….und dann ist Schluss. Nein, keine Sorge, sie hat kein Corona, sondern ein chronisches Leiden. Im Benjamin Franklin ist sie bestens aufgehoben. Die letzten Wochen war ich sehr viel auf Geschäftsreisen… Das Risiko der Ansteckung für so einen alten Menschen ist einfach zu groß. Es stimmt mich sehr traurig, aus Rücksichtsnahme sie nicht mehr zu besuchen. Sie wird es nicht verstehen. Darum werde ich es mit ihr in Ruhe besprechen… Ich frage mich, wie lange das noch dauern und vor allem, was noch alles kommen wird?!
Ja, Hallo wo bist Du?! …Ach so… Ich bin in 5 Minuten beim Asia-Markt in Charlottenburg und besorg uns etwas zum Abendessen. Nimm die S-Bahn…. Ja nimm die S-Bahn…ich schick Dir gleich den Ort, wo wir uns treffen können.
Zum Landknecht..na, bei Ihnen dürfte das Geschäft nicht mehr gut laufen…oder?! …Ja, es ist sehr überschaubar geworden… Ich mache mir erstmal keine großen Sorgen, denn ich habe außer diesem Restaurant noch ein anderes Standbein. Und jetzt, da die Kneipen schliessen müssen, ist das der einzige Ort, wo die Leute hingehen…und glauben sie mir, die letzten Abende war der Laden immer brechend voll. Aber haben Sie schon gehört, ab nächste Woche soll das Engsitzen vorboten werden. Letzten Montag war schon das Ordnungssamt da…mit drei Mann, Zollstock und Notizblock und haben die Abstände zwischen den Tischen vermessen…
…ach ja und noch was. Das haben wir alles der Merkel zu verdanken. Die hätte viel früher die Grenzen schliessen müssen, dann hätten wir diese Sache mit dem Virus nicht. Gute Geschäfte und bleiben Sie gesund!
Beim Hamsterkauf besser ein Weibchen und ein Männchen nehmen… ist nachhaltiger
…würg…
…so um 19.00 wurde die ITB abgesagt.