Der Besuch der alten Dame…
…lässt einen unvermittelt aus den Tiefen der SPON-Lektüre aufschrecken… Jounalisten berichten gerade aus verschiedenen Städten der Welt über ihre Eindrücke in Zeiten der Corona-Epidemie…überall herrscht nur noch Ausnahmezustand… Bedrohlich hämmert des metallische Ende eines Gehstockes gegen das Fenster der Beifahrertür. Die Hand, der Arm, welche zu dem zierlichen und gebrechlichen Körper gehören, vollziehen ruckartige Bewegungen. Tocktocktock… Mit einer feinen sehr klaren Stimme begehrt sie, gefahren zu werden. Tatsächlich will sie eine Strecke über 943m bis in die Wilmersdorfer höhe Rogacki zurück legen und besteht darauf, die selbst mitgebrachte Maske anzulegen. Die Aktion läuft vollkommen aus dem Ruder. Ihre Brille und die Hörgeräte hinter den Ohren vermengen sich zuammen mit dem Gummi der Maske zu einem unlösbaren Knäuel. Die Brille hängt diagonal zum Nasenbein und die Maske überdeckt akurat die linke Wange… Unerschütterlich meistert sie die Situation. Keine Sorge. Sie stecke niemanden an…und ja, vorne, sie sitzt immer vorne! Sie kann gar nicht hinten sitzen, wegen der Knieprothesen in beiden Beinen… Sie verstehe die ganze Aufregung um diesen Virus nicht. Das könne sie niemand ihr verbieten. Einmal am Tag müsse sie doch raus, sonst fällt ihr die Decke auf den Kopf…und schon wackelt sie nach dem Bezahlen von Rogacki über die Straße zum Einkaufen in den Penny-Markt, während über ihrer rechten Schulter das Hörgerät wie Ohrschmuck baumelt. Bestimmt wird sie auch dort an der Kasse mit dem Stock gegen den Virenschutz aus Plexiglas klopfen….